Teilbericht 3: Synthese des Projekts “Peak Oil and Gas Resilience” (POGAR)
Hier finden Sie den Teilbericht 3 zu dem von der Österreichischen Nationalbank geförderten Forschungsprojekt zu Indikatoren der Peak Oil/Gas Resilienz WP3 Synthese-Final V1.1
AutorInnen: Reinhard Paulesich, Rosemarie Stangl, Tatjana Fischer, Andreas Exner, Sacha Baud
Teilbericht 1 ist hier downzuloaden, Teilbericht 2 ist hier downzuloaden.
Damit sind alle Berichte des Projekts “POGAR” online verfügbar.
Teilbericht 2: Verfeinerung der Resilienz Indikatoren
Hier finden Sie den Teilbericht 2 zu dem von der Österreichischen Nationalbank geförderten Forschungsprojekt zu Indikatoren der Peak Oil/Gas Resilienz WP2 Verfeinerung-Final V1.1
AutorInnen: Reinhard Paulesich, Tatjana Fischer, Rosemarie Stangl, Andreas Exner, Sacha Baud
Teilbericht 1 ist hier downzuloaden.
“Klare Ideen, komplexer Blick”: Rezension von “Land and Resource Scarcity”
Eine Rezension des von Projektmitarbeiter Andreas Exner mit-herausgegebenen Buches “Land and Resource Scarcity”, das auch resilienzrelevante Fragestellungen behandelt.
Auf der Website resilience.org erschien am 15. Oktober eine Rezension unseres Buches “Land and Resource Scarcity” von Luis Gonzalez Reyes, Aktivist bei Ecologistas en Acción. Hier eine Übersetzung auf Deutsch.
Land and resource scarcity: Capitalism, struggle and well-being in a world without fossil fuels. Edited by Andreas Exner, Peter Fleissner, Lukas Kranzl and Werner Zittel. Routledge. New York, 2013.
Dieses Buch ist offenbar vor allem für Menschen geschrieben, die sich in sozialen Bewegungen engagieren, aber auch für all jene, die sich ob der gegenwärtigen globalen Krise Sorgen machen. Die erste bemerkenswerte Eigenschaft des Textes: Anders als bei der Mehrheit jener Bücher mit wechselnden Kapitel-Autor*innen hat die editorische Sorgfalt in diesem Fall zu ineinander verwobenen Kapiteln geführt, ohne dass etwas wiederholt würde. Das Resultat ist ein kohärenter Textfluss mit klaren Ideen, die über die ganze Länge des Buches entwickelt werden.
Eine zweite Tugend des Buches: Die Perspektiven der Leser*innen werden erweitert und es versucht einen komplexen Blick auf die Realität zu ermöglichen. Soziologische, ökonomische, ökologische, energietechnische und psychologische Aspekte werden in einer miteinander verbundenen Weise behandelt. Nur eine solche Analyse wird auch dazu führen können, zufriedenstellende Lösungen für die Krise der Zivilisation zu finden, in der wir uns befinden.
Die Hauptthese des Buches besteht im Wandel von Land zu einer grundlegenden strategischen Ressource im Zuge der wachsenden Schwierigkeiten fossile, aber auch andere wichtige Ressourcen zu fördern. Nach einer ausführlichen Begründung dieser Argumentation bietet das Buch eine Reihe von Überlegungen zu möglichen Strategien sozialer Bewegungen in einer Perspektive Solidarischen Post-Wachstums. Diese Strategien müssen den Kapitalismus überwinden. Denn dieser ist nicht in der Lage faire Lösungen zu bieten, umso weniger in einer Welt mit zunehmender Knappheit an Ressourcen.
Im ersten Kapitel mit dem Titel “Auswege aus den vielfachen Krisen mit ‘Grünem Wachstum’?” (“Exiting the multiple crises through ‘green’ growth?”) beschreiben die Autor*innen die gegenwärtige Krise als eine multiple Krise mit ineinander verschränkten ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten. Das Kapitel legt besonderes Augenmerk auf die Bedeutung von Energie und die räumlichen Dimensionen des Kapitalismus. Die Energiekrise kann nicht unter den Rahmenbedingungen des Kapitalismus beendet werden, dafür ist ein anderes Paradigma notwendig. “The end of the black epoch” (“Das Ende der schwarzen Epoche”) gibt eine detaillierte Analyse der Förderpeaks bei Erdöl, Gas und Kohle. Dabei wird zwischen den energetischen Qualitäten der verschiedenen Arten von flüssigem Treibstoff unterschieden (zum Beispiel zwischen Biofuels und konventionellem Erdöl), ebenso wie zwischen verschiedenen Arten fester fossiler Treibstoffe (den unterschiedlichen Arten von Kohle). Dieses Kapitel geht auch auf die ungleiche Verteilung dieser Ressourcen ein. Während einige Regionen darüber noch in erheblichem Ausmaß verfügen, und daher eine zentralere geostrategische Rolle spielen werden, gilt dies für andere Regionen, namentlich Europa, nicht. Sie werden weit größere Schwierigkeiten in der Energieaufbringung erfahren.
Das darauf folgende Kapitel “Der Stoff der Grünen Revolution” (“The stuff of the green revolution”) behandelt die Abhängigkeit der industriellen Landwirtschaft von Kunstdünger und im Besonderen die Schlüsselrolle des Peak Phosphor. Darüberhinaus wird die unvermeidliche Reduktion der agro-industriellen Produktion im Zuge des Peak Oil diskutiert.
Das vierte Kapitel des Buches, “Bergbau zwischen Comeback und Sackgasse” (“Mining between comeback and dead end”), wählt einen historischen Zugang zum Thema. Es zeigt die Verbindungen des Bergbaus mit dem patriarchalen System, mit Sklaverei, Kapitalismus und Krieg auf. Darüber hinaus werden die Umwelteffekte des Bergbaus untersucht. Entlang der Argumentationslinie der beiden vorhergehenden Kapitel wird der Peak verschiedener grundlegender Metalle, darunter Kupfer, ebenso wie die Abhängigkeit der Metallextraktion von fossilen Ressourcen dargestellt. Dies bedeutet, dass sich die Entwicklung erneuerbarer Energien schwerwiegenden Problemen gegenüber sehen wird, was die Verfügbarkeit basaler Metalle in Hinkunft betrifft – vor allem in Regionen wie Europa. Schließlich zeigt das Kapitel auf, wie soziale Kämpfe bestimmte Bergbauprojekte beeinflussen können.
Nachdem der ökologischen Kontext und die sozio-ökonomischen Implikationen beschrieben sind, argumentiert das Buch, dass die Kontrolle über das Land eine größere Zentralität erhalten wird (siehe das Kapitel “Land und die Zentralität der Biomasse”). Wie im vorangegangenen Kapitel beginnt auch dieses mit einem historischen Überblick der Nutzung von Biomasse und der sozialen Konflikte um die Kontrolle von Land. Dabei wird die Rolle von Landraub am Beginn der kapitalistischen Entwicklung hervorgehoben. Im Zuge dieses Überblicks zeigen die Autoren, wie die massive Nutzung von fossilen Ressourcen einen Wendepunkt in der sozialen und ökonomischen Konzeption von Land und Biomasse einleitete – letztere verlor nämlich an Bedeutung. Doch mit dem Erreichen der fossilen Peaks erhält die Kontrolle über Land erneut eine Schlüsselstellung, wie auch die zunehmenden sozialen Kämpfe darum anzeigen.
Dieser Punkt ist dann auch das Hauptthema des folgenden Kapitels “Der neue Landraub an den Grenzen des fossilen Energieregimes” (“The new land grab at the frontiers of the fossil energy regime”). Das krisenhafte Ernährungssystem, die Investitionsdynamiken des globalen Kapitalismus und der Peak Oil werden als Rechtfertigung der neuen Runde von Landraub herangezogen, vor allem in Afrika. Die Akteure sind das große Kapital mit Unterstützung der Weltbank. Dieses Kapitel bringt eine Fallstudie zum sub-saharischen Raum, mit Bezug sowohl auf den Landraub als auch auf Kämpfe zur Umverteilung von Land.
Das siebte Kapitel “Mögliche Zukünfte zwischen Diktatur, Chaos und gutem Leben” (“Possible futures among dictatorship, chaos, and living well”) eröffnet die Tür zu dem dritten Teil des Buches. Es enthält eine Prognose für die Zukunft, vor allem aber strategische Reflexionen in Hinblick auf emanzipatorische soziale Bewegungen. Die Zukunft ist noch nicht geschrieben. Obwohl das Szenario, das im Buch bis hierher gezeichnet worden ist, nicht besonders hoffnungsvoll stimmen kann, hängt die weitere Entwicklung letztlich von der Entwicklung sozialen Widerstands ab, wird betont – genauso wie dies auch in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Im Sinn einer Übung in politischer Fiktion werden verschiedene Szenarien ausgeleuchtet und drei Länder analysiert (Japan, Nordkorea, Kuba). Diese drei haben Perioden von dramatischer Energieknappheit erlebt, aber mit sehr verschiedenen Ergebnissen. Die Hauptthese dieses Kapitels ist: Je prominenter der Stellenwert der Solidarität in einer Gesellschaft ist, und je mehr Gemeingüter existieren, desto leichter wird eine emanzipatorische Lösung der Energiekrise fallen, und umgekehrt.
“Solidarische Post-Wachstumsökonomie: Die Große Transformation des 21. Jahrhunderts (“De-growth solidarity: the great transformation of the twenty-first century”) beginnt mit einer Zusammenfassung der wechselseitigen Verbindung zwischen Land, Ressourcen, Kapitalismus (und seiner inhärenten Wachstumsnotwendigkeit), und den sozialen Kämpfen, die über das ganze Buch hinweg aufgezeigt worden sind. Davon ausgehend reflektiert das Kapitel wie eine Solidarische Post-Wachstumsökonomie in einer Welt mit zunehmend limitierten Ressourcen verwirklicht werden kann. Eine Solidarische Post-Wachstumsökonomie ist durch eine Solidarische Ökonomie auf der Basis von Gemeingütern charakterisiert, die Reziprozität verwirklicht. Der Angelpunkt dieser Transformation liegt in der Organisation kooperativer Beziehungen auf verschiedenen Komplexitätsniveaus. Sie können als Anschauungsmaterial dahingehender Diskussionen dienen.
Abschließend folgt “Eine Strategie der Doppelmacht: Staat und globale Regulation” (”A strategy of double power: the state and global regulation”). Dieses letzte Kapitel gründet sich auf eine Analyse des Staates in der sozialen Organisation und im Kapitalismus. Davon ausgehend wird die mögliche Entwicklung des Staates in einer Transformation zu einer Solidarischen Post-Wachstumsökonomie diskutiert. Auf der einen Seite kann der Staat dazu dienen Politiken von oben voranzutreiben, während zugleich die Gesellschaft Selbstorganisation ausweiten kann, die den Staat schrittweise auflösen könnte. Diese Diskussion zielt spezifisch auf die Frage wie ein globales Ressourcenmanagement aussehen könnte.
Dieser dritte Teil des Buches steht am meisten zur Debatte. Der erste Teil bietet aktuelle und gut ausgewählte Daten um die gegenwärtige globale Krise zu beschreiben. Für jene, die sich mit diesen Themen schon befasst haben, wird der Teil allerdings nichts qualitativ Neues behandeln. Der zweite Teil reflektiert ein Hauptelement der Zukunft (die rasch zur Gegenwart wird): Land. Die strategische Frage freilich ist, was soziale Bewegungen nun genau in den Blick nehmen müssen. In dieser Hinsicht bringt das Buch einige wichtige Beiträge, aber man muss sie näher diskutieren. Weiters wäre vonnöten einige darüberhinausgehende Folgen der fossilen Peaks zu analysieren, zum Beispiel die Verlagerung von Ökonomien und Gesellschaft – ein Punkt, den das Buch nur marginal streift.
Neben der Diskussion möglicher Strategien wäre es auch sinnvoll mögliche Szenarien mehr im Detail zu untersuchen. Wie werden die Auswirkungen von Ressourcenverknappungen auf die Bevölkerungsdynamik aussehen? Wie werden Staaten transformiert werden? Wie werden sich die sozialen Subjektivitäten verändern? Mit welcher Art von Ökonomie werden wir es zu tun haben? Welche Gefühle werden den gesellschaftlichen Körper bestimmen? Welche Art internationaler Beziehungen wird dominieren? Wie werden sich die Herrschaftsverhältnisse entwickeln? Antworten auf diese Fragen zu finden macht sehr viel Sinn. Dies gibt der strategischen Diskussion nämlich einen möglichen Kontext in der sie sich bewegen kann. Diese Fragen werden im Buch nicht behandelt, sie überschreiten seine Zielsetzung. Dennoch: Es bietet die notwendigen theoretischen und empirischen Werkzeuge dafür – ein weiterer seiner Pluspunkte.
Indikatoren der Peak Oil/Gas Resilienz – Teilbericht zum ÖNB-Projekt “Conceptualizing the Capacity of the Austrian Economy to Adapt to Peak Oil and Gas””
Hier finden Sie den Teilbericht zu dem von der Österreichischen Nationalbank geförderten Forschungsprojekt zu Indikatoren der Peak Oil/Gas Resilienz AP 1 POGAR_Bericht_08072013.
AutorInnen: Rosemarie Stangl, Andreas Exner, Tatjana Fischer, Reinhard Paulesich, Sacha Baud
Die Kernergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Die Peak Oil-Debatte dreht sich um den nahenden oder möglicherweise bereits überschrittenen Gipfelpunkt der weltweiten Erdölförderung, während auch bei Erdgas Indizien auf einen Förderpeak in naher Zukunft hindeuten. Für eine Gesellschaft, die in allen Lebens- und Produktionsbereichen von fossilen Rohstoffen als Schlüsselressourcen abhängt, setzen Peak Oil bzw. Gas zusätzlich zum Klimawandel die Energiewende auf die gesellschaftspolitische Agenda. Peak Oil und Gas ordnen sich in eine Reihe von Krisensträngen ein, die nicht nur die Energieversorgung und die damit zusammenhängende Klimastabilität umfassen, sondern auch die Landnutzung, die wirtschaftliche Integrationsfähigkeit und Stabilität sowie die Legitimität von Regierungen und politischen Systemen. Diese und weitere Krisentendenzen stehen in einem komplexen Zusammenhang, den die kritische Sozialwissenschaft seit einigen Jahren als Mehrfach- oder Vielfachkrise thematisiert.
In diesem Kontext muss die wachsende Prominenz des Resilienzbegriffs als eine diskursive Reaktion auf zunehmende Instabilitäten und mannigfache Fehlschläge bisheriger Strategien zur Erreichung von Nachhaltigkeit gedeutet werden. Krisen werden im Rahmen der Resilienzdebatte vielfach als einerseits unvermeidbar, andererseits sogar funktional interpretiert. Die Systeme, die resilient gemacht werden sollen, werden häufig nicht mehr grundlegend hinterfragt. Demgegenüber entwickelt sich jedoch auch ein zweiter Resilienzdiskurs, der gerade die Veränderung der Gesellschaft hin zu einer grundsätzlich weniger krisenanfälligen Ordnung des Zusammenlebens und Wirtschaftens anzielt, bei einer gleichzeitigen Erhöhung von Lebensqualität. Dafür spricht, dass Lebensqualität nicht von BIP/Kopf oder hohem Energieverbrauch abhängt, sondern wesentlich von sozialer Gleichheit. Der Resilienzdiskurs vereint also durchaus abweichende, in manchen Aspekten auch widersprüchliche Konzeptionen. Diese Kontroverse lässt sich teilweise entlang der disziplinären Grenze zwischen Natur- und Sozialwissenschaft verorten.
Die Bestimmung von Faktoren der Resilienz angesichts Peak Oil und Gas erfordert einen sozialwissenschaftlich informierten theoretischen Zugriff, der empirische Untersuchungen für die Definition von Resilienzindikatoren nutzt. Ein solcher Zugang betont die antagonistische Struktur der gegenwärtigen Wirtschaftsweise, die in sie eingelassenen Macht- und Herrschaftsverhältnisse sowie die Vielfalt an ungleichen Akteuren mit widersprüchlichen, teilweise strukturell unvereinbaren Interessen. Die Energiewende ist keine rein technische Veränderung, sondern eine tiefgreifende sozial-ökologische Transformation in der Dimension eines historischen Epochenbruchs, vergleichbar mit dem Übergang vom agrarischen zum fossilen Zeitalter. Ansatzpunkte und in Teilbereichen oder in begrenztem Maße vorfindliche Strukturen einer solchen Transformation müssen als die primären Indikatoren von Resilienz gegenüber Peak Oil und Gas gelten. Eine Reihe von Studien zur Resilienz gegenüber Peak Oil verweist auf die Schlüsselrolle einer Veränderung der Wirtschaftsweise hin zu einer bedürfnisorientierten Postwachstums- bzw. steady state-economy. Dies wird mit einer Rückführung einer Internationalisierung von Wertschöpfungsketten („Globalisierung”) verbunden, ebenso wie mit einer tiefgreifenden Veränderung der politischen Entscheidungsstrukturen, die einer Postwachstumsökonomie adäquat sind, nämlich hin zu einem deutlich höheren Maß von kollektiver Selbststeuerung, sozialer Gleichheit und Demokratie. Diese Veränderung der Wirtschaftsweise kann mit einem Verweis auf die Praxen der Solidarischen Ökonomie oder der Gemeingüter (Commons) näher beschrieben werden.
Für Commons existiert ein reicher Fundus empirischer Erkenntisse zu ihrer ausgesprochen langfristigen Stabilität und folglich Resilienz. Auch zu der als gemeingüterbasierte Wirtschaftsweise zu verstehenden Solidarischen Ökonomie (mit ihren positiven Eigenschaften in Hinblick auf Sozialkapital, Vielfalt, Innovationsfähigkeit etc.) existiert inzwischen eine reiche empirische und theoretische Literatur, aus der praktische Maßnahmen zur Indikation von Resilienz Anleihen nehmen können.
Peak Oil und Gas sind mit den Mitteln und auf Basis der Erkenntnisse des klassischen Krisen- und Katastrophenmanagements (KKM) nur teilweise und in adaptierter Form zu bearbeiten. Anders als im klassischen KKM handelt es sich bei diesen Stressoren nicht um zeitlich und räumlich eingegrenzte Faktoren, sondern um die ganze Gesellschaft betreffende und voraussichtlich längerfristig wirksame Störungen des fossilen Produktionssystems. Peak Oil und Gas betreffen dabei einerseits die Ebene der physischen Gebrauchswerte (Güter) und Versorgungsdienste, die direkt oder indirekt auf fossile Ressourcen angewiesen sind. Andererseits beruht die wachstumsorientierte und marktdominierte Wirtschaftsweise insgesamt auf fossilen Ressourcen. Peak Oil und Gas können daher im worst case eine akute Staatskrise und Sicherheitsbedrohung bedeuten und beeinträchtigen voraussichtlich auch Investitionstätigkeit, Beschäftigung und den Zugang zu Daseinsgrundfunktionen, die im Rahmen dieser Wirtschaftsweise von Wachstum und Gewinnaussichten abhängen.
In Hinblick auf Peak Oil und Gas lassen sich kurzfristige Notfallsplanung und langfristige Transformation kaum streng voneinander trennen. Individuelle Eigenvorsorge ist in Hinblick auf die mit Peak Oil zu verbindende gesellschaftliche Gesamtkrise als inadäquat zu betrachten. Dagegen rücken Mitigation (insbesondere in Bezug auf Landnutzungs- und Raumentwicklungsplanung) und die kollektive Handlungsfähigkeit, die vor allem auf Sozialkapital beruht, in den Vordergrund. Diese Einsicht des KKM lässt sich gut mit den Erkenntnissen der Transformationsforschung und Erfahrungen bisheriger (begrenzter) schwerer Energiekrisen verbinden und bildet die wesentliche Schnittmenge aus kurzer und langer Frist der Resilienz.
Die Frage nach den Bedingungsfaktoren von Sozialkapital fällt letztlich mit der Frage nach neuen, innovativen Wirtschaftsweisen zusammen, die nicht von Wachstum abhängen, nicht von Konkurrenz getrieben und auf Profit hin orientiert sind und perspektivisch die Fähigkeit zu einer bewussten Schrumpfung des Outputs eröffnen. Ein aus strategischer Sicht zentraler Wirkzusammenhang ist dabei der Tugendzirkel aus sozialer Gleichheit, Reziprozität (soziale Beziehungen anstatt von Marktverhältnissen), Vertrauen und Kooperation. Hier eröffnen sich mannigfache Möglichkeiten der Intervention für Akteure, die auf eine sozial-ökologische Transformation abzielen. Diese werden für einzelne Gesellschaftsbereiche im letzten Teil des Berichts ausformuliert.
Die Struktur des Berichts:
Der vorliegende Bericht ist Teil des Arbeitspakets AP1 im Projekt „Peak Oil and Gas Resilience (POGAR). Conceptualizing the Capacity Of The Austrian Economy To Adapt To Peak Oil and Gas”, gefördert durch den Klima- und Energiefonds der Österreichischen Forschungsgesellschaft FFG. Den Anforderungen an dieses Arbeitspaket wird der Bericht in folgender Weise gerecht:
Kapitel 2 stellt den Problemaufriss von Peak Oil/Gas und der Ressourcenfrage dar und diskutiert Überlegungen zu natur- und sozialwissenschaftlichen Resilienzansätzen. Insbesondere wird die Begriffliche Verwendung von „Community Resilienz” zur Verwendung im vorliegenden Bericht geklärt. Zudem werden resilienzrelevante Raumtheorien, Krisen- und Katastrophenmanagementtheorien und Wahrnehmungsperspektiven aufgegriffen.
Kapitel 3 widmet sich dem theoretischen Modell zu Resilienz, greift die vielfältigen Diskurse und Definitionen dazu, die Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Debatten sind, auf und setzt sie in Bezug zu Peak Oil und Gas. Fokussiert werden zudem die Perspektive des Krisen- und Katastrophenmanagements sowie regionale Resilienz.
Kapitel 4 greift die Diskurse zur POGAR-Resilienz im Speziellen auf und identifiziert kontroversielle Positionen. Weiters wird auf Basis eines Literaturüberblicks zur POGAR-Wirkung ein theoretisches Modell dazu abgeleitet.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit der raumplanerischen Annäherung an Resilienz mit POGAR-Bezügen. Aspekte der Daseinsvorsorge, der Alltagsorganisation und der Verwundbarkeit von Raumtypen werden dabei hervorgehoben.
Kapitel 6 befasst sich mit der Relevanz von Peak Oil (und Gas) für die staatlich-gesellschaftliche Sicherheit unter Berücksichtigung des Konzepts zum Schutz Kritischer Infrastrukturen. Die allgemein anerkannten Phasen des Krisen- und Katastrophenmanagementskreislaufes werden zu Resilienz in Bezug gesetzt und die Bedeutung von Mitigation, Risikobewusstsein und Wahrnehmung illustriert.
Kapitel 7 zentriert sich um das Thema Perzeption von Peak Oil und Gas. Die Gesetzmäßigkeiten von Risikobewusstsein und -wahrnehmung werden dargelegt und die aktuelle Literatur in Hinblick auf Peak Oil-Perzeption analysiert. Trends in der Perzeption von Ressourcenverknappung und Energiesicherheit werden aufgezeigt.
Kapitel 8 setzt sich mit dem Konzept Sozialkapital und seiner Bedeutung für Resilienz auseinander. Die Definitionen von Sozialkapital und seine Komponenten werden im Detail erläutert.
Kapitel 9 bietet einen Überblick zu Indikatoren der Resilienz in der Literatur und vergleicht diese mit den Theoriemodellen zur POGAR-Wirkung. Aufgegriffen werden Indikatoren aus dem Peak Oil-Diskurs, aus raumplanerischen Ansätzen, aus den Krisen- und Katastrophenmanagement-Konzepten und aus der Sozialkapital-Theorie. Letztlich werden die Problematiken der (statistischen) Datenverfügbarkeit aufgezeigt und diskutiert.
Kapitel 10 schließlich synthetisiert die theoretischen Aufbereitungen in Bezug auf die soziale Auseinandersetzung mit Peak Oil, mit Resilienztheorien und -prinzipien und in Bezug auf die sozial-ökologische Transition. Letztlich wird ein Mindestdeckungsbereich an Indikatoren der Resilienz gegenüber Peak Oil und Gas vorgeschlagen.
Neuerscheinung zu Nachhaltigkeit, Resilienz und Partizipation: “Den kulturellen Wandel gemeinsam gestalten”
Aktuelles Buch zeigt auf, wie zukunftsfähige Politik- und Alltagsgestaltung gelingen kann
Thomas Haderlapp/Rita Trattnigg: Zukunftsfähigkeit ist eine Frage der Kultur
Hemmnisse, Widersprüche und Gelingensfaktoren des kulturellen Wandelsoekom-Verlag, München, 2013
ca. 700 Seiten, 44,95 EUR
ISBN 978-3-86581-413-5
ab Jänner 2013 lieferbar
Kontakt: www.kultureller-wandel.at
Als Ergebnis eines mehrjährigen interdisziplinären Forschungsprozesses legen der Lebensqualitäts- und Pionierforscher Thomas Haderlapp und die Expertin für Zukunftsfähigkeit und Prozessbegleiterin Rita Trattnigg eine umfassende Untersuchung vor, die Wege und Hürden in eine Kultur der Zukunftsfähigkeit aufzeigt. Das Buch wirft einen Blick hinter die Kulissen und stellt Fragen nach den grundlegenden Paradigmen und Glaubenssätzen unserer kulturellen Verfasstheit. Die derzeitigen multiplen Krisen, so die AutorInnen, weisen darauf hin, dass wir im Zuge eines kulturellen Wandels gemeinsam passendere Antworten finden müssen. Denn: Unsere Kultur spielt eine entscheidende Rolle bei unserem Umgang mit uns, der Zukunft und der Welt. Read more…
Indikatoren der Peak Oil/Gas Resilienz. Bericht zu AP1 des Projekts POGAR
Der Teilbericht zu Arbeitspaket 1 des Projekts “Peak Oil and Gas Resilience” (POGAR) erscheint ab Mai 2013 auf dieser Website. Wesentliche Ergebnisse sind in den soeben veröffentlichten Teilbericht zu Arbeitspaket 3 des parallel laufenden Projekts “Resilienz Österreich”, das der Österreichische Klima- und Energiefonds fördert, erschienen.
Der Teilbericht zu AP1 des Projekts POGAR wird wie folgt zu zitieren sein:
Stangl, R.; Exner, A.; Fischer, T.; Paulesich, R., Baud, S. (Hg., 2013): Indikatoren der Peak Oil/Gas Resilienz. Bericht zu AP1 des Projekts ” Conceptualizing the Capacity of the Austrian Economy to Adapt to Peak Oil and Gas”, Jubiläumsfondsprojekt Nr. 14685 der Österreichischen Nationalbank (ÖNB), Wien (in Arbeit, online verfügbar ab Mai 2013: https://peakoilresilience.org/)
Land and Resource Scarcity: Capitalism, Struggle and Well-Being in a World Without Fossil Fuels
We are happy to announce the publication of “Land and Resource Scarcity: Capitalism, Struggle and Well-Being in a World Without Fossil Fuels”, Routledge, 2013, edited by Exner, Andreas; Fleissner, Peter; Kranzl, Lukas; Zittel, Werner. http://www.routledge.com/books/details/9780415630610/
The book is an outcome of the projects “Save our Surface” and “Feasible Futures” funded by the Austrian Climate and Energy Fund (KLIEN): http://www.umweltbuero-klagenfurt.at/sos/ , http://www.umweltbuero-klagenfurt.at/feasiblefutures/
We would be grateful if you could order a copy through your local university library. Press the button on http://www.routledge.com/books/details/9780415630610/
This book brings together geological, biological, radical economic, technological, historical and social perspectives on peak oil and other scarce resources. The contributors to this volume argue that these scarcities will put an end to the capitalist system as we know it and alternatives must be created. The book combines natural science with emancipatory thinking, focusing on bottom up alternatives and social struggles to change the world by taking action. The volume introduces original contributions to the debates on peak oil, land grabbing and social alternatives, thus creating a synthesis to gain an overview of the multiple crises of our times.
The book sets out to analyse how crises of energy, climate, metals, minerals and the soil relate to the global land grab which has accelerated greatly since 2008, as well as to examine the crisis of profit production and political legitimacy. Based on a theoretical understanding of the multiple crises and the effects of peak oil and other scarcities on capital accumulation, the contributors explore the social innovations that provide an alternative.
Using the most up to date research on resource crises, this integrative and critical analysis brings together the issues with a radical perspective on possibilites for future change as well as a strong social economic and ethical dimesion. The book should be of interest to researchers and students of environmental policy, politics, sustainable development and natural resource management.
“Social Innovations for Economic Degrowth” – a new paper on the socio-economic preconditions for resilience
In a new paper “Social Innovations for Economic Degrowth” for the renowned US journal “The Solutions”, Andreas Exner and Christian Lauk explain why money and markets necessarily lead to economic growth. They show which social innovations already are in place to overcome the growth impasse.
Peak oil will make degrowth highly desirable, and a shrinkage of economic output very probable.
This is recognized by many, but seldomly, the question is answered, how degrowth is possible.
A mode of production able to degrow and to enter a steady-state afterwards, Exner and Lauk argue, is characterized by
- self-management instead of top-down management
- solidarity instead of markets
- autonomy from the state instead of state industry
This reorientation is practised in solidarity economies and the commons. It allows workers to orient themselves toward concrete needs, which can be satisfied, unlike profit production, and to reshape production, sorting out what is not needed or even harmful.
Such an economy without money would not be compelled to grow but could do what an economy in the Greek sense of oikonomia was originally meant to do: efficiently satisfy human needs for food, shelter, and cultural development.
they say, and conclude:
An economy that is able to degrow can also enter a steady state of constant production and consumption with low-level, highly efficient resource use. This could fulfill the very goal that the capitalist economy increasingly fails to serve: a good life for all.
A degrowth economy thus conceived would be highly resilient, firstly, because it would minimize vulnerability toward peak oil, secondly, because it would be based on reciprocity, trust and cohesion, making it flexible, innovative and adaptive.
Andreas Exner is engaged in the project this weblog presents, Christian Lauk works at the Institute for Social Ecology (IFF) at the University of Klagenfurt (Austria). In february 2013, their new book “Land and Resource Scarcities. Capitalism, Struggle, and Well-Being in a World without Fossil Fuels” will appear at Routledge.
Resilience Alliance: a research organization on resilience as a basis of sustainability
One of the most prominent organizations in the field of emerging resilience research is the Resilience Alliance,
a research organization comprised of scientists and practitioners from many disciplines who collaborate to explore the dynamics of social-ecological systems
as is said on the website.
The group manages a blog on resilience issues called Resilience Science. The blog contains, for instance, a note on commons researcher and Nobel prize winner Elinor Ostrom, who died recently, and was a member. The many quotations in the blogpost illustrate the closeness of the group with commons thinking, which is indeed a vital link to be explored.
The Resilience Alliance has produced a workbook on resilience assessment that can be downloaded for free.
The group understands resilience as
- The amount of change the system can undergo and still retain the same controls on function and structure
- The degree to which the system is capable of self-organization
- The ability to build and increase the capacity for learning and adaptation
Diversity is seen as the most important feature that enhances resilience.
The website contains a lot of interesting material and links, helping to get an overview and core informations on resilience.
From Transition Handbook to Transition Companion. Resilience in the peak oil literature
Resilience is a concept that has become a cornerstone of the peak oil discourse. It seems to complement, and might even replace the sustainability concept in the longer run. This of course remains to be seen. A key resource on resilience in the peak oil activist literature was “The Transition Handbook” (Rob Hopkins, 2008), which is out of print now, but available online. A newer publication of the same author is “The Transition Companion” (2011).